Franz Datzberger ist nicht mehr bei uns.  Er ist am 17. 12. 2024 im AKH gestorben ...

Es trifft immer die Besten zu früh, und Franz war einer von ihnen, mit der ihm eigenen Beharrlichkeit in seinem Aktivismus, dem sein Pensionsantritt keine Schranke war, seinem wachen und unbestechlichen Verstand, seiner Solidarität und Hilfsbereitschaft, dem Respekt vor jedermanns/-frau Individualität und Privatsphäre und seiner nüchtern ausgleichenden Art in Konfliktsituationen, die auf hohen moralischen Ansprüchen und einem vorbildlichen Pflichtbewusstsein gegenüber seinen Mitmenschen ruhte. Bei aller Rationalität und manchem Perfektionismus war Franz keine kalte Person, sondern ein liebenswürdiger Mensch, in seiner Bescheidenheit, seinem oft hintergründigen Humor, seiner Liebe zur Sprache und zur Musik, seiner „Pedanterie“ im Umgang mit den Tatsachen, denen der Wirklichkeit und denen der Akten, seiner Hingabe für seine Katzen, seiner Schwäche für Süßigkeiten, u.v.m.

Und Franz war ein Zeitgenosse im vollen Sinn des Wortes, der an der sich verändernden Welt, Politik, Kultur, Technik und den ihn umgebenden Menschen regen Anteil nahm, und ein typisches (wenn auch spätes) Kind der Hochmoderne; unerschütterlich in seinem Glauben an die individuelle Verantwortung des Einzelnen, die Vernunftbegabtheit des Menschen, und seine Bildungsfähigkeit im umfassenden Sinn, sowie an die Toleranz anderen gegenüber, und wohl auch in seinem gelegentlichen Unverständnis gegenüber den irrationalen Antrieben der Individuen. Den voranschreitenden Abbau der in der Moderne beanspruchten, wenn auch nie voll eingelösten Humanität beobachteten wir beide, Versatzstücke einer anderen, vielleicht hoffnungsvolleren Epoche, mit Unbehagen, und hatte dieser Franz – sei es im Kleinen der persönlichen Interaktion, sei es im Großen der (geo-)politischen Entwicklungen – durchaus zu schaffen gemacht. Es will mir scheinen, Franz ist dem Abstieg dieser Zivilisation in die sekundäre Barbarei mit seinem Tod nur zuvor gekommen.

Vor allem werden mir die gehaltvollen Unterhaltungen mit ihm fehlen, für die es in dieser Endzeitwelt nicht so viele passende Gesprächspartner gibt; insbesondere zu jenen Themen, die wir wegen Zeitmangels – sträflich leichtsinnig, wie sich nun zeigt – auf irgendwann in die Zukunft verschoben hatten. Sie werden nicht mehr sein.

Lebe wohl, Franz, und danke!

Peter Oberdammer